Machtorientierung – erzieherische Macht und Adultismus

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Adultismus beschreibt eine gesellschaftliche Machtstruktur. Es benennt das ungleiche Machtverhältnis zwischen "Erwachsener" und "Kindern", welches die Gesellschaft und die direkten Beziehungen durchzieht und verweist auf die Unterdrückung und Diskriminierung von jüngeren Menschen.

 Der Begriff „Adultismus“ leitet sich von dem engl. Wort „adult“ (=Erwachsener) ab.

Es wird eine gesellschaftliche Machtstruktur beschrieben. Es benennt das ungleiche Machtverhältnis zwischen „Erwachsener“ und „Kindern“, welches die Gesellschaft und die direkten Beziehungen durchzieht und verweist auf die Unterdrückung und Diskriminierung von jüngeren Menschen.

Adultismus beruht auf der gesellschaftlichen Herstellung von Differenz entlang der Kategorie Alter, oder anders, er beschreibt die übermächtige Position des überlegenen Erwachsenen.

Über eine so hergestellte „Gruppe“ existieren bestimmte gesellschaftlich geteilte Bilder und Vorstellungen. Kindern wird z. B. zugeschrieben, egoistisch, vielleicht trotzig aber auch niedlich, rücksichtslos, unreif oder nicht vertrauenswürdig zu sein.

Erwachsene werden demgegenüber als schlau, erfahren, weitsichtig, verantwortungsbewusst und vertrauenswürdig gedacht und wahrgenommen.

Durch dieses gesellschaftliche Bild der Normen scheint dadurch alles so normal und selbstverständlich, dass es nicht leicht ist, die Verhältnisse zu hinterfragen.

Adultismus findet – wie andere Formen von Diskriminierung auch – auf verschiedenen Ebenen statt, die sich gegenseitig beeinflussen und stützen.

Nach Manfred Liebel etwa können vier Kategorien von Diskriminierung unterschieden werden, die Kinder in der Gesellschaft betreffen.

1. Maßnahmen und Strafen gegen unerwünschte Verhaltensweisen von Kindern, die bei Erwachsenen geduldet werden oder als normal gelten;

2. Maßnahmen, die mit der besonderen Schutzbedürftigkeit von Kindern begründet werden, aber letztlich zu einer zusätzlichen Benachteiligung der Kinder führen, sei es, dass ihr Handlungsspielraum eingegrenzt wird, sei es, dass sie aus dem gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt werden;

3. der im Vergleich zu Erwachsenen beschränkte Zugang zu Rechten, Gütern, Einrichtungen und Dienstleistungen;

4. Nicht-Beachtung der sozialen Gruppe der Kinder bei politischen Entscheidungen, die im späteren Leben der Kinder und für nachfolgende Generationen negative Auswirkungen haben. (Liebel 2010, S.310)

Wenn junge Menschen tagtäglich die Erfahrung machen, dass ihre Interessen, Bedürfnisse und Empfindungen nicht gehört, nicht einbezogen oder sogar abgewertet werden, nehmen sie Schritt für Schritt die Botschaft an, weniger wertvoll und weniger vertrauenswürdig zu sein (siehe vertiefend Juul 2008). Sie fangen an, selbst zu glauben, dass Erwachsene mehr Wissen und Kompetenz haben und dass es in Ordnung ist, dass diese bestimmen. Dies kann zu einem geringen Selbstgefühl und Selbstwertgefühl führen und zu fehlendem Vertrauen in sich selbst.

In Art. 1 des Grundgesetzes der UN Kinderschutzkonvention heißt es: „ Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

Damit ist gemeint: Die Würde des Menschen ist verletzlich. Deswegen braucht es eine besondere Aufmerksamkeit und Anstrengung, diese zu ermöglichen, zu wahren, zu achten und zu schützen.

Hier die Kinderrechte im Überblick:

 

 

 

Recht auf gewaltfreie Erziehung:

Wenn von Gewalt in der Familie oder in einer Betreuungseinrichtung die Rede ist, denken wir als erstes an körperliche Gewalt. Damit haben die meisten von uns nichts zu tun und so weisen wir auch den Begriff der Gewalt schnell von uns. Dabei ist auch diese Art noch immer weit verbreitet: ein Kind wird geschlagen, es wird fest am Arm gepackt, wird vom Klettergerüst weggezogen oder endlich in die Jacke „gestopft“.

Noch viel weiter verbreitet sind Formen von seelischer Gewalt, die wir im alltäglichen Sprachgebrauch nicht unbedingt unter dem Begriff Gewalt verstehen. Das Gesetz schon:

 

Jedes Kind hat das Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, die Zufügung seelischen Leides, sexueller Missbrauch und andere Misshandlungen sind verboten. Jedes Kind hat das Recht auf Schutz vor wirtschaftlicher und sexueller Ausbeutung.

Jedes Kind als Opfer von Gewalt oder Ausbeutung hat ein Recht auf angemessene Entschädigung und Rehabilitation.

 

In diesem Sinne können wir eine lange Reihe alltäglicher Verhaltensweisen von Eltern, Bezugspersonen und professionellen Fachkräften gegenüber Kindern als Gewalt und Grenzüberschreitung verstehen.

So etwa Beschimpfungen, Verurteilungen, Bestrafungen, Drohungen oder auch die vielfältigen Zuschreibungen, mit denen wir Kinder verletzen und in der Entwicklung eines gesunden Selbstgefühls und Selbstwertgefühls behindern.

Genauer betrachtet, können auch sehr „leise“, irgendwie „nette“ Verhaltensweisen gewaltvoll und verletzend sein, so etwa ungefragtes Belehren mit freundlicher Stimme, Belächeln, Loben und Belohnen. Auch hier stellen wir uns als Erwachsene selbstverständlich über das Kind.

Die stillste aller Möglichkeiten, Gewalt auszuüben, ist das Ignorieren der Kinder und der Entzug unserer Liebe als Erziehungsmaßnahme.

 

Eltern, Hauptbezugspersonen und pädagogische Fachkräfte haben viel vermeintliches Wissen über kindliche Entwicklung und angemessene Erziehung erfahren und erlernt. Damit gehen oft verallgemeinerte Vorstellungen einher, die unsere Wahrnehmung und Interpretation von konkreten Situationen beeinflussen.

Wo definieren, bewerten und interpretieren wir aus unserer Perspektive als Erwachsene und mit welchen Auswirkungen?

Das ist Teil von Adultismus. Oft ist diese Form der Überlegenheit der Erwachsenen so stark verinnerlicht, dass es wenig Irritation auslöst, wenn Erwachsene besser darüber Bescheid wissen, was das Beste für Kinder ist, als diese selbst. Auch Kinder haben meist die Botschaft verinnerlicht, dass sie sogar sie selbst betreffende Entscheidungen schlechter einschätzen können, als die Erwachsenen.

Die Frage: „Wie können Kinder mehr mit dem gehört und gesehen werden, was sie brauchen?“

kann sehr hilfreich sein.

 

(Auszug aus dem Buch: Machtgeschichten v. Winkelmann)

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